wahrscheinlich nicht...oder doch?
Ein Erbe
kann man annehmen oder ablehnen..die ↓
.
meiner Mutter sind im Buch auf Seidenpaier gebunden und eingefasst blütenzart und durchsichtig wie Seidenpapier nun mal ist Entstehungsjahr 1938 |
andere Geschwister – Ehefrauen –
Kinder oder Enkel erben vielleicht - unpersönliche Mietshäuser - mit denen man vielleicht nicht nur Freude hat sondern viel Pflichten - eventuell Schmuck für Hals und Hände, –
Grundstücke – vielleicht ein Auto , alte Möbel mit denen man nie etwas zu tun hatte - oder Bücher die
dann irgendwann eventuell in einem Antiquariat landen, -...*
ich
erbe den" Nachlass" meines Bruders der als letztes Familienmitglied aus
der alten Linie meiner Mutter gegangen ist.
Seit Tagen sitze ich mit gemischten Gefühlen vor dem Paket das aus Canada von meiner Schwägerin zu mir gekommen ist und habe lange gezögert es zu öffnen, zu sehr saß mir noch der Schmerz im Genick.
manchmal wenn ich an meinen großen Bruder denke, denke ich:
oft jetzt wünschte ich mir, man könnte diese letzte Reise zusammen
machen , aber vielleicht braucht man auch niemanden dazu...
wer weiß - wir wissen nichts was man weder greifen noch befühlen
kann..nur der Verstand glaubt,
alles oder viel zu wissen - wir können nur zum Trost glauben und hoffen, dass die andere
Welt, die wir betreten und nicht kennen -
eine bessere ist.
...auch ohne an Kirchen und ihre Vertreter zu glauben.......
* Auch die Erinnerung an die
unmittelbaren Todesfälle im Juni und Juli die so dicht an mir nur wenige Häuser
entfernt mit dem täglichen Bild vor Augen – "am Haus tut sich
nichts" – als hätte nie jemand darin gelebt. - Sie drücken aufs Gemüt und machen mich traurig..
Die Erben hatten
abgelehnt, sodass der Besitzer des Hauses mit dem ganzen Inventar von Peter als Ballast
nicht mal sein Haus betreten kann bis die Fristen
abgeklungen sind und das Amtsgericht einen Vertreter zum endlich handeln und räumen stellt.
Selbst sein Auto steht noch verlassen auf dem Parkplatz als wolle Pit
gleich einsteigen.*
Nur der Gehweg vorm Haus in Richtung Pferdestall zur Strasse wurde von der Stadt ? oder dem Hausbesitzer - man munkelt - wer es war , - endlich begradigt und vom wilden Grünzeug befreit damit man den kleinen Durchgangsweg wieder unbeschadet nutzen kann.
Es waren - Äste, Büsche, mit den Bäumen miteinander für das Auge undurchdringlich verwachsen.
Den Blick haben wir jetzt alle vor Augen und die Sicht aufs Haus ist völlig frei.
Das schläft vor sich hin, wirkt ungeliebt und nicht beachtet.
Über der ganzen Szenerie schwebt nach wie vor - Stille und Schweigen - keiner versteht`s.
Jedoch Wissen belastet – Sehen belastet –
Fühlen belastet – irgendwie wird man nicht richtig froh all das zu
sehen.
Weit weg davon trauert sich`s etwas besser, der Zuschauer bekommt Abstand.
Nun ist das Trauern Kilometer weit weg, dachte ich - doch nun ist es erneut da, mitten im
Canada-Paket sitzt es als Gedanke und klammert sich fest, wühlt wieder auf was geschah..
Erst legte ich den schweren Inhalt des Packerls zu dem was noch
vereinzelt von meiner Mutter als Erinnerung bei mir geblieben ist, noch weiß ich nicht was ich letztendlich damit mache.
Verschenken - es will keiner,
verkaufen - es nimmt keiner,
weiter " vererben an andere, ..?.
es ist ausser mir niemand da der es will. Dieses Erbgut. Das einem anderen so viel bedeutet hat.
Für die Tonne - einen Flohmarkt - eindeutig nein. ( Vielleicht tatsächlich - eines schönen Tages verbrennen oder" bestimmtes", - von dem man möchte, dass es weiterleben soll - bei rares für Bares anbieten damit es noch irgendwo anders zu Ehren kommt.) ? noch setze ich ein großes Fragezeichen dahinter zum erst einmal lesen und sichten.
Es sind auf jeden Fall ihre Aquarelle – Skizzen und
Zeichnungen – die ihr Leben erzählen und prägen...
ein klein wenig Schmuck den ich nicht trage – steht in meiner Vitrine bei meinem.
Tagebücher die zum Teil mit Bleistift geschrieben nicht mehr lesbar
sind liegen in meiner Nachttischschublade und so manches Mal hab ich
nachdenklich auf ihre Schrift geguckt und mir dabei vorgestellt wie
sie sich gefühlt haben mag als sie dies alles zu dieser schweren Zeit niederschrieb..
warum sie es schrieb, kann ich gut nachfühlen, den Wunsch hab ich wohl ererbt.
ich bin die Letzte, - die etwas
wegschmeisst und vernichtet was" mir kostbar" ist.
Selten - alt, einen
Wert besitzt, und sei es auch nur der Idielle.
so sind mein Erbe anscheinend Worte – Schriften - Gedichte -
Briefe – die Gedanken und Erinnerungen anderer an Ihr LEBEN.
" Die Gedanken an das mitdenken" – habe ich auch geerbt denke
ich oft, wenn ich zurückdenke und lächle wenn es geschieht; - denn ich habe auch gute
Erinnerungen an die, die ich verloren habe.
Ich habe mir oft
gesagt : „ schmeiß irgendwann die Guten ins Töpfchen und lass die schlechten
im Kröpfchen, lass sie los “. doch der Gedanke : wohin damit? - bleibt.
Von meinem jüngeren Bruder trage ich noch den
alten ziemlich abgetragenen blauen Bademantel nach dem Duschen und kuschle mich hinein weil er so schön lang ist.
Auch hab ich oft seine Uhr
am Handgelenk wenn ich wegfahre, denn dann habe ich ihn immer bei
mir. Er starb nach meinem Einzug ins Ferienhaus als meine Mutter ins Heim kam.Verwunden habe ich seinen Tod bis heute noch nicht.
Von meiner Mutter trage ich, seit sie vor 2 Jahren ging, das silberne
zarte Kettchen mit dem Christopherus um den Hals und lege es nie mehr
ab...
sie trug es seitdem ich sie kenne.
Was " trage " ich von meinem großen
Bruder frage ich mich leise..
seine Gedanken an sein Leben, seine
starken Familienbande an uns und all die Ereignisse die ihn in seinem Leben geprägt haben?
Man streift sie nicht ab wie eine überflüssige 2. Haut, wenn sie einem- wenn auch nur auf dem Blatt Papier - begegnen.
Ich packe das Paket aus und sichte...
aus dem Antiquariat in Berlin kommt das von ihm verfasste Lehrbuch
unseres Großvaters mütterlicherseits von 1938 in zweifacher Ausfertigung zum Vorschein ..* es ist ein Zeitzeugenerbe - *
dann ein Umschlag mit " uralten
Liebesbriefen die meine Mutter im Jahre 1942 bekam – oha , den Namen
kenne ich aus früheren Erzählungen von ihr, es war wohl eine uralte Liebe .(?) - nun, - ich kann sie nicht mehr fragen -
2 längliche gebundene Skizzenbücher von ihr auf Seidenpapier, Entwürfe – die sicher noch aus ihrer Ausbildung stammen – sie sind zeitlos, phantastisch gezeichnet...sie muss damals knapp 20 gewesen sein , - es war Krieg und sie entwarf sie wohl für das Theater als Kunststudentin .
und : tatsächlich – von ihm selbst - Briefe – Hunderte von Briefen an die Mutter und zurück die er gebunden und für sich und mich (?) aufgehoben hat damit ich sie bekomme...wenn Er einmal nicht mehr da ist...?
und schon fließen die Tränen
wieder...denn ich komme ständig in ihnen benannt vor...
ein ganz schön schwerer Rucksack der auf meinen Schultern liegt |
danke großer Bruder – danke..
Ich wünschte mir, du könntest das lesen und sehen, dass ich mich freue...dich sehe, wie Du auf Wolke 4 sitzt und mich angrinst.
Ich werde ein Jahr brauchen bis ich
sie alle gelesen habe und damit dann so viel aus deinem Leben erfahre was
du mir nie erzählt hast weil dein Leben so sehr mehr aufregend als
das Meine war..
obwohl auch wir uns, - viel über all die Jahre geschrieben haben.
Du bist ausgewandert hast dir die Welt angesehen – ich nie -hab mich nie getraut*
Von wem habe ich nun meine
Schreibleidenschaft geerbt?
Bin gedanklich wie du - tatsächlich auf große Reisen gegangen -
Man darf raten – es ist wohl doch
ein Familienerbe...das alle betrifft. Es kommt vielleicht doch vom Großvater dessen Familie aus Irland stammt?
es müssen Hunderte von Briefen sein... teilweise mit Schreibmaschine aus Hotels, man sieht es am Briefkopf - teilweise handschriftlich lange Briefe die dein Leben erzählen...* und wie es dir erging* |
1971 ist er mit 26 von München nach Canada ausgewandert...* |
was gebe ich - von mir und all dem - an wen - weiter? An die ferne Tochter - ??????
Den Stiefbruder den es auch noch gibt? Er trägt noch den gleichen Namen wie ich als Mädchen.
Erst lesen und dann entscheiden was damit geschieht. Um die Last zu mildern.
Die Verantwortung dafür abzugeben.
Ich will ja auch nicht, dass mein ZEUG auf den Müll geschmissen wird.
@ Angelface
aber ich kann mich ja schon mal zum üben vor die Flügel stellen...* |