Sonntag, 9. September 2018

Ein Leben ohne Kalender und Uhr…



Das passiert aber wirklich nur mir!
Grenzenlose Stille liegt über dem Tag als ich erwache. Gähnend fällt mein Blick auf den Morgenwecker und ich denke noch ganz verschlafen: “du wolltest doch heute nicht verschlafen, du hast doch Termin heute“!
Etwas irritiert schüttle ich den Kopf, erinnre mich, dass gestern die Stromableserin bei mir zu Gange war und wundere mich noch leise für mich, dass sie den Sonntag dazu auserwählt hat.
               Nun ja, sie erreicht manche Bewohner der Ferienhäuser unter der Woche nicht, weil jene dann in den Städten arbeiten, also ist es   auch für mich verständlich dass sie das Wochenende dazu nutzt.
Ganz brav hatte ich  den Zählerstand aufgeschrieben und im Kalender  am Sonntag notiert.
Für Montag – also heute, stand der Physiotherapeut auf dem Plan.
Um 9:30 sollte ich mit der Zuzahlungssumme und dem Schirm den ich beim letzten Besuch ausgeliehen hatte, pünktlich da sein.
„So früh schon“, schimpfte ich vor mich hin und eilte mich.
                Merlin strich mir schon hungrig um die Füße: „verschlafen, Mami? -fragte er.
„Nein, Sohnemann“, entgegnete ich: „nur, ich muss mich echt sputen um pünktlich zu sein“.
„Au ja, ich komm mit“.
                  Ich sah zum Himmel, schnappte mir den Schirm und Geldbeutel, zog Schuhe, lange Hose und T-Shirt an und machte mich auf den Weg. Quer über das Grundstück, über die lange Wiese , überquerte den Stellplatz auf dem die Gäste in den Wohnmobilen  anscheinend noch  friedlich schliefen, dann die Straße entlang ,  wieder  über eine lange abschüssige wilde Wiese voller Gänseblümchen und Klee, immer den Kater hinterdrein.
               „Bitte Süßer, nur bis zur Weggabelung, dann gehst du wieder nach Hause – oder warte da, bis ich wieder zurück bin!“
Merlin schaut mich mit großen Augen an und schweigt ein NEIN:
  „Was ist denn?“ frage ich.
Er setzt sich mitten auf den Weg und guckt zurück.“ Nein, Merlin, ich hab Termin, ich muss, du bleib da“!
Äußerst irritiert über sein Verhalten setze ich den Weg fort, grüße rechts und links die Spaziergänger mit Hund, die schon unterwegs waren.  Merlin hoppelt wie ein Hase weiter mit. Ich seufze: heute hört er aber auch gar nicht.
                An der Praxis endlich  angekommen, denke ich noch etwas verwundert, komisch, dass gar kein Auto vor der Praxis steht, auch die Tür ist zu, die doch sonst immer auf ist und schon hatte ich mir überlegt was ich meiner Therapeutin erzähle warum heute mein Kater dabei ist.
Ich rüttle an der Tür, schaue aufs Schild, durch das Fenster in die Praxis die so leer aussieht, -  der Kater neben mir schüttelt den Kopf als wolle er mir sagen: „Mamiiiiii, Mamiiiii…………..nicht heute“!
Neben ihm taucht ein schwarzer etwas zerzauster vertrauter Schopf auf: „was machst duuu denn hier?“, frage ich Paulchen den Schwarzen der uns hinterdrein getrottet ist, bis zur Praxis die ja mindestens  1000 Meter von unserem Zuhause entfernt liegt.
„Ihr spinnt wohl heute beide völlig“, murmle ich, wende mich ab um zurückzugehen.
Ein Glück, die Straße ist leer, kaum ein Auto fährt vorbei, da schwant es mir: Könnte ich mich geirrt haben, im Tag, in der Stunde, im Monat -  ja im Jahr?
        Einer der Gäste vom Wohnmobilstellplatz läuft mit Hund an der Leine über die Straße  an mir vorbei; wobei nicht klar ersichtlich ist - wer hier wen führt – keucht ein wenig weil es etwas bergauf geht -  und ich frage ihn:“Sagen Sie, wissen Sie zufällig ob heute Sonntag oder Montag ist“? – er grinst und meint: „ Sonntag natürlich, was dachten Sie denn, wollten Sie etwa heute zum Bäcker an der Ecke“?
       Ich bin in schallendes Gelächter ausgebrochen, hab mich an die Straße auf die erste Bank gesetzt, die ich entdecken konnte, erst einmal verschnauft  und  mich dann  beim Kater bedankt, dass  er wohl ganz genau  wusste, dass es nicht Montag ist.
Nur, ich Depp hab nicht zugehört und  nehme mir vor, ganz schnell den richtigen Tag im Kalender aufzuschlagen, darin stand tatsächlich am Sonntag – Ruhetag, relaxen, lesen, gemütlich abhängen und kein Termin.
 Ein Leben ohne Uhr und Kalender, wohl doch nicht so ganz nützlich wenn man unter Termindruck steht.
                                                      
 mein Kater - ein ganz Schlauer, er lebt ohne Uhr - weiss aber genau welcher Tag wann ist.
      Denn da oben steht es - es ist Sonntag der 9. September.
Zurück bleibt natürlich die Frage, es ist kurz vor 12hr und was fange ich nun mit diesem völlig aus dem Takt geratenen Sonntag an?
... selbstverständlich nach einem guten Essen den Garten besuchen, abhängen mit einem guten Buch, dem Blick in den wolkenbekränzten Himmel und Petrus danken dass er uns so schöne Septembertage schenkt.Wenn einem so ein schöner Himmel am späten Septembertag begegnet -  kann man doch nur träumen...


                                                         @ Angelface


heute las ich lange
in diesen alten Post hinein...
https://wokinisblog.blogspot.com/2017/04/mit-freunden-durchs-leben-gehen.html#comment-form
merkwürdig - schön - dass er "noch stimmt"!
wenn man gut auf sich und sie aufpasst, verliert man sie
hoffentlich nie.