Dienstag, 13. Mai 2014

Eindrücke in einer Stadt, wo liegt sie wohl? - Ob sie wohl einen Namen hat?

 - hat sie einen Namen  -  Eindrücke einer Stadt, ob sie wohl einen Namen hat?
nur für mich?

Ich quäle mich bei der Hitze in die Stadt, kein Stadtspaziergang hat mich hierher gebracht, ich musste - und kaum hatte ich einen Parkplatz ergattert, habe ich es schon bereut.
        Hellgraue Hose, ein weißes T-Shirt mit rosa Aufdruck, flatternd eine gleichfarbige Weste darüber, ein braungebranntes Gesicht unter fast weißblonden halblangen Haaren, das bin ich im Spiegel eines Schaufensters. Von außen sehe ich so aus als wäre ich eine von ihnen, aber ich fühle mich wie ein Fremdkörper mitten in der Stadt.
        Um mich herum - überall Baustellen, die halbe Stadt haben sie zu Baustellen gemacht.
Kleine Lücken zum durchquetschen im aufgeworfenen Bauschutt zwischen Baggern haben sie für uns übriggelassen. Ich frage mich: Wer wohnt hier noch? Vielleicht über mir? In den Hochhäusern über den Geschäften? Gähnende Leere aus dunklen Fenstern wie ein ausdrucksloses Gesicht glotzt sie mich an.
         Zerquälte, angespannte - gehetzte Stadtgesichter auf den Straßen. Was tu ich hier? In dieser Stadt?

Das Kaufhaus an der Ecke hatte auch schon bessere Zeiten gesehen, nun haben sie die Eingänge zugenagelt, zerfetzte Zeitungsenten hängen vergilbt an leergeräumten Schaufenstern in denen früher dumme Puppengesichter standen, sie flattern im Wind.
Gegenüber kämpft sich tapfer ein Modegeschäft schon seit über Hundert Jahren durch die Zeit. Man fragt sich - wie hatte es je eine Chance mit seinen antiquierten Bayerndirnderln und Lederblazern gegen die
-  ein Euro -  Läden und diverse Bäcker die auf und zu machen, je nachdem wie sehr ein Besitzer mit den Preisen rauf und runter geht.
Asialäden sprießen wie Pilze aus dem Boden und kaum ein Junkfootbesitzer trägt noch einen deutschen Namen mehr.
Ich kämpfe mich tapfer über Schuttboden und aufgeworfene Steine mit meinen Sandalen, meine Füße sind keine festen Schuhe mehr gewohnt, zuhause laufe ich meist barfuss oder in Strümpfen, sie schreien schon nach wenigen Metern gequält auf. Ganz sicher habe ich mir längst eine Blase gelaufen.
        Mein Gesicht nimmt im spiegelnden Glas des Schaufensters fast automatisch den Ausdruck der übrigen Stadtgesichter an, namen - und gesichtslos wie viele andere, nur nicht auffallen...
An einer Apotheke mache ich Halt und trete ein, kaufe vorsichtshalber zum Rezept noch ein Blasenpflaster, damit ich den Heimweg unbeschadet schaffe...
       Was für ein Lärm, diese Bagger, von überall her erklingt dieser Lärm, gegen den anscheinend alle anderen schon abgestumpft sind, keiner scheint ihn mehr richtig wahrzunehmen. Leere Gesichter.

Ein kleines, fast vertrocknetes Rasenstück vor der alten Kirche, die mehr ein Glockenturm als eine Kirche ist, unter ihr hat eine Eisdiele den Platz gepachtet um verstreut ein paar Sessel ins Grün zu stellen damit die müden Stadtspaziergänger ihre Füße ausruhen können, das wird gerne angenommen.
Es ist heiß, die Hitze flimmert über der Stadt. Das, was zwischen all den Um - und Anbauten noch an Asphalt da ist - scheint aufgequollen, blasig - unangenehm.
Leise Klänge leiten mich in eine Nebenstraße hinein, mein Blick bleibt an Häuserwänden haften, rote Backsteinmauern wie aus einer anderen Zeit. An ihr ranken sich je Länger je Lieber bunt empor.
Lila und gelb blüht es daneben. Mohn nickt mit dem Köpfchen. Eine Tasse Kaffee auf einem verschnörkelten Eisentisch, es sieht so aus, als wäre einer nur mal eben aufgestanden um gleich wieder zurückzukehren.
Eine kleine Katze räkelt sich müde auf einer Steinstufe, daneben träumt eine alte verwitterte Holzbank von früheren Zeiten, es ist ein Innenhof wie man ihn eigentlich eher im Süden erwartet.
Noch mehr Innenhöfe - in denen schöne alte Bäume stehen, einer scheint in den anderen hineinzugleiten, die Fenster mit den weißen Streben stehen weit offen, das Licht und die Sonne spiegelt sich darin und aus einem klingt in die Stille das Ave Marie von Schubert - gespielt auf einer Mandoline hervor, das hat mich hierher geführt und scheint alleine nur für mich gespielt zu werden.
Eine alte Frau blickt aus dem Fenster und lächelt mir freundlich zu ...

Friedlich und still, wo ich weder Friedlichkeit noch Stille erwartet hatte....
Schön dass es das in dieser Stadt noch gibt. Doch ich bin längst nicht mehr hier.



Das entschädigt mich für all den Lärm, die Unordnung, die Bagger und die leeren Gesichter, mich drängt es wieder heim, aber der letzte Eindruck, der war schön,
den nehme ich mit heim.


@  Angelface........ ....für....BX - ( Bookrix -  .Text im Buch....vom.......26.05.2009 )

 (  2024 diese Geschichte habe ich mittlerweile an die Abenteuerliteratur  zum mitlesen  zu Joachim Laß gegeben, denn ich glaube, - das passt sie gut hin)

4 Kommentare:

  1. Ein gut geschriebener Text. Sprachlich spricht er mich an. Was mir besonders aufgefallen ist: Der Kauf des Blasenpflasters und die Assoziation etwas später dazu

    "Es ist heiß, die Hitze flimmert über der Stadt. Das, was zwischen all den Um - und Anbauten noch an Asphalt da ist - scheint aufgequollen, blasig - unangenehm."

    Sehr rund der Text.

    Gruß vonner Grete

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  2. nu bin ich gespannt - ob bei uns in der Gegend einer die Stadt erkennt....
    (könnte ja sein anhand der "Beschreibung)
    herzlichen Dank - ich freue mich für den netten Kommentar, von dir ein Kompliment/sprich Lob - das erfreut mich sehr....herzlichen Gruß angel...

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  3. Wo auch immer du gerade unterwegs bist... ich ahne es nicht einmal.
    Der Text ist großartig und ich habe ihn mit Begeisterung gelesen. Mein Schreibwochenende in St. Goarshausen war nicht halbwegs so intensiv. Ich lächle, denn so ähnlich hätte ich schreiben wollen.
    Vielleicht kommt es noch, doch ich denke nicht, ich bin leer.
    Lasse ganz liebe Grüße da
    sissi

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  4. Gruß zurück....Liebe sissi, ich hab nur!!! die Bilder sprechen lassen, freut mich aber sehr wenn dich meine Ausdrucksweise " entzückt"...:)) selten genug dass man so plastisch beschreibt, vor allem nicht in den "Geschichtchen...zumindest ich nicht, - freue mich auch wenn mir das gelingt, denn es ist beileibe nicht immer so!!!! ja ja, seufz, die Muse, manchmal - nein oft - kommt sie uns abhanden!

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Vielen Dank für Euer bisheriges, sehr reges Lesen bei mir, für eure Besuche und das Interesse an meinen Beiträgen.
Lieben Gruß, bleibt gesund und Adieu, > bis zum nächsten lesen.. @ Angelface