Montag, 11. April 2016

"sind Sie privat versichert oder Kasse?"

Baustelle Leben!

Vergiss es!
Du bist krank, hast ein böses Aua; du musst zum Arzt, vergiss es, du brauchst einen Termin.
Früher, vor fühlbar unendlichen Jahren, da zwickte dich ein Zipperlein, du gingst zum Arzt und warst im Laufe des Vormittages dran. Wir hatten Ärzte für jede Krankheit, einen an jeder Ecke. Heute wie früher gibt’s den Hausarzt, das Krankenhaus, den Facharzt in der Stadt, die Notfallmedizin.
doch Notfallmedizin was ist das?
Heute in Deutschland  malen sie langsam, die Mühlen der Bürokratie.
Du wachst auf, hast  unsägliche Schmerzen, möchtest dass dir geholfen wird, aber  danke, so einfach ist das nicht mehr. Du rufst einen  Arzt  aus dem Telefonbuch an, da bekommst du einen Termin.
So in  ungefähr   4 – 6 Wochen da bist du dann dran.
Wenn du Pech hast, kann es natürlich auch noch längern dauern!
Ob du jetzt sofort einen Arzt brauchst das interessiert keinen, Notfälle im üblichen Sinn, wie wir sie bisher kannten, die gibt es nicht mehr. Keiner da der dir fürsorglich am Bett die Hand hält, dir sagt was du hast, die Zeiten sind lange vorbei. Oder doch – dann  nur für Priviligierte, denn es gibt sie ja die  - 2-Klassen Medizin, die gibt es für privatversicherte.
Da bist du immer – und gleich dran. Keine Frage. Wenn du Schmerzen hast, küssen sie dir die Füße, du bekommst leise Musik vorgespielt, "Wasser, Saft, Kaffee, was möchten sie lieber"?
Du wachst auf, kannst dich nicht mehr bewegen, der Hals, so scheint es – fällt dir beinahe vor Schmerzen von den Schultern, aber denk nicht  an einen Arzt,  du brauchst einen Termin. >
Du könntest nun als Notfall mit der 112 den Rettungswagen rufen, die nehmen jeden an und fahren dich schwuppdiwupp in die Klinik und da bist  du, da du ja  Notfall bist, gleich dran. Da fragt dich keiner vorher:“ Haben sie einen Schein - einen Termin“?
Heute in Deutschland, gehst du zum Arzt, musst du warten wie jeder andere, ein „Notfall wegen Schmerzen“  kommt nicht extra dran.
 Außer vielleicht du würdest die Praxis vollbluten, dir dein Arm  oder Bein halb abgesäbelt  nur noch stückchenweise am Leibe hängen, dann  bewegt sich vielleicht etwas und alle wachen aus ihrer Lethargie die sich Bürokratie nennt, auf, denn deine Daten sind wichtiger als du..
Eine Möglichkeit gäbe es noch, wenn du dich nicht mehr bewegen kannst, keinen Ausweg mehr weißt,  dann  kannst  du einen Hausbesuch deines Hausarztes  anfordern, der wird dann – irgendwann solltest du vorher nicht abnibbeln, einen Schlagabfall oder Herzinfarkt haben – dich in seiner Mittagspause oder zum Ende der Sprechstunde besuchen und dich sofort in die Klinik einweisen oder zum Facharzt schicken so du etwas mehr als nur eine Erkältung  oder nur einen  kleinen Bandscheibenvorfall oder eingeklemmten Nerv an der Halswirbelsäule  hast.
Der Facharzt wiederum vergibt Termine. Die Klinik üblicherweise auch. Das dauert unter Umständen lang.
In der Hausarztpraxis brauchst du meist  keinen Termin, aber dafür viel, viel Zeit. Zeit, die er meist nicht hat.
Irgendwann – nach Stunden des langen Wartens, bist du dann endlich dran und auch drin, da fragt dich dein Arzt sehr freundlich, “was kann ich denn für sie tun“?
Wenn du Glück hast, dann findet er auch was du hast.
 Kommst du ins Labor zum Blut abnehmen, sagt dir die Laborantin, „zum Blut abnehmen hätten sie aber von  8°°- 10°° kommen müssen, heute  geht das nicht mehr, kommen sie morgen früh noch einmal her“.
Da gibt es kein langes Palaver,  dass du schon lange  vor  8°° da warst und   bis   11°° unter Schmerzen hast warten müssen, der ist das egal, so sind die Vorschriften, so ist die deutsche  Bürokratie.
Vergiss bitte nicht übers Wochenende musst du die berühmt - berüchtigte neue  6-stellige Nummer wählen, da gilt der  Wochenenddienst von abends um 7°° bis morgens um 6°°. Dort sitzt dann irgendwer - der gerade Dienst hat, das kann ein Haut, - Augen - Kinderarzt, oder einer mit viel Glück Arzt für Innere sein und schaut was du hast, behandelt dich oder weist dich dann in ein Krankenhaus ein, dann wenn du was hast was er nicht kennt.
       Pillen und Fläschen, ein Blutdruckmesser, Stethoskop, ein fahrbares EKG und Rezepetblock ist sein Standartgepäck.
Doch gehst du gleich in die Klinik in der Hoffnung da bist du  gleich beim richtigen Arzt und vielleicht ein wenig  früher dran, dann täuscht du dich gewaltig, ganz  egal in welchem Zustand du dich befindest.
Erst sitzt du dort unter vielen anderen  in der Wartehalle herum, musst dir eine Nummer ziehen damit du  mit deiner Überweisung oder Einweisung auch in der richtigen Abteilung angemeldet bist, …es gibt Papiere in die Hand und dann...
sagt man dir wo du hin musst und irgendwann, dann – nach weiteren  Stunden des langen Wartens vor irgendeiner Tür bist du dann, beim Arzt auch dran.Zum Vor - Gespräch wohlgemerkt, nicht mehr.
So sage dir dann:
werd  besser gar nicht erst richtig krank…
schon gar nicht alt oder gebrechlich
oder hab was Ernstes, pass auf dich auf…
Oder wohne so, dass immer ein passender  Arzt  in der Nähe ist; einer der Augen hat um zu sehen und Ohren um zu hören.
Sollte er nicht zu überlastet sein, bist auch du dann, irgendwann mal dran.
Ich würd lieber Katze sein, da würde ich dann gemütlich und sicher vom Frauchen im Auto  transportiert und kutschiert werden und die Formalitäten,  über das was mit mir geschieht, die hätte sie schon vorher für mich gemacht.
Obs auf dem Mond auch nen Arzt gibt?
das wissen natürlich nur die wenigsten.


II.Teil

Doch Halt, das ist es nicht gewesen, du irrst dich wenn du das glaubst. Dies waren nur das Vorgeplänkel, die Aufklärung, das Gespräch darüber, was passieren soll.
Sollte eine Auftragsleistung - sprich ein kleiner Eingriff oder ähnliches  nötig werden, dann läuft der bürokratische Sermon ganz anders ab. Dann nämlich brauchst du einen Überweisungsschein deines Hausarztes zum Facharzt für Innere beispielsweise, der wiederum stellt dir – auch, ohne dich zu sehen eine  Überweisung für die Auftragsleistung, sprich Abklärung deiner unklaren Beschwerden aus und damit gehst du dann 2 Tage vor  dem eingetragenen Termin in die Klinik und machst dir einen Termin zur  stationären Aufnahme, selbstverständlich hast du den Einweisungsschein zusätzlich dabei. Mit der ÜW wird dann der Test  zur Keimbestimmung  gemacht ohne dessen Ergebnis du nicht aufgenommen werden wirst.
(es will sich schließlich keiner bei dir anstecken)
Vergiss nicht die vielfältigen Formulare auszufüllen, die du in die Hand gedrückt bekommt,  das können durchaus mehrere sein, und es wird einige Stunden dauern bis du alles verstanden und ausgefüllt hast. Eine für die Einwilligung dass du alles verstanden hast, eine für eine Narkose, eine für die Nachblutungen bei einem Eingriff und eine für die eventuellen Nebenwirkungen die zu erwarten sind. Pack
dir vorher zuhause einen Zettel ein, auf dem all deine Medikamente stehen, auch was du früher welche OP du WANN hattest, ob du lockere Zähne oder eine Brücke hast, denn das wollen sie von dir alles vorher wissen.
Dann erst  darfst du kommen und bekommst ein feines Bettchen auf einer Station und es kann mit den Untersuchungen losgehen. So und nicht anders sieht es in Hessen aus.
© Angelface

 ob das wohl in anderen Bundesländern trotz digitalem Zeitalter auch so bürokratisch umständlich ist?
was steht eigentlich alles auf der neuen Gesundheitskarte der Krankenkasse die sie dir neu umgestellt zur Verfügung stellt? Angeblich doch alles was wichtig über den Patienten zu wissen ist.
Sind wir bei all den vielen Fragen zur Sache an sich, doch nicht im Krankenhauswesen total gläsern oder warum findet alles doppelt statt?