Mittwoch, 7. Oktober 2015

HUGO will noch.



ist das HÙGO?
- Hugo ist schon ein bißchen älter und wie seine Besitzerin in die Jahre gekommen, aber Hugo ist noch fit.
20 Jahre und kein bißchen weise

Kleinigkeiten die nicht die Welt bewegen, aber bewege ich nichts, bewegt sich auch meine Welt nicht sondern stagniert.
„ Welch ein alter Haudegen“ staunte ein fremdes Gesicht, dass sich über ihn beugte als ich ihn unter Herzklopfen auf die Rampe fuhr.
„Was?“ der fährt noch und soll er noch mal“? schaute er unter die Räder und klopfte mit dem Hämmerchen prüfend auf das Blech direkt neben dem Auspuff, "aha, das scheint ja noch  relativ neu zu sein, aber alles andere???"!
Das Blech quietschte empört“ Heyyyyyyyyyyy…nicht auseinander nehmen…das tut doch weh.“
Über 20 Jahre ist er mittlerweile und  hat mich damit ca 160 Tausend Kilometer getragen.  Okay sagen wir mal besser gefahren - na ja, auch nicht alle, etliche hatte er schon vorher drauf.
Wenns drauf ankam ging es von A nach B und manchmal sogar nach C wenn es um größere Reisen ging.
Auf der Autobahn macht er, wenn ich laut singend die Laster überhole - manchmal, wenn nicht gerade ein  Berg vor ihm liegt – schon noch an die 120/130 Kilometer pro Stunde bergrunter, aber kommt ihm ein Berg vor die Linse, dann fällt er schnaufend  zurück in den Kriechgang und plärrt laut wenn ich ihn hochtreibe.
Mein alter Hugo…ich hänge an ihm, weiß was ich an ihm habe.
Er ist ein ganz treuer Kerl. Er kann Walzer tanzen wenn die Straße frei ist, hat einen kleinen Wendekreis und macht, was ich will. Als ich ihn 2006 abholte fand ich seinen Rückwärtsgang nicht und fuhr ohne den zu nutzen bis in meine Werkstatt nach Hause um mir den dort zeigen zu lassen, Hugo lachte und machte alles mit.
Hätte ich ihm keinen Namen gegeben, bin ich sicher, hätte er schon weitaus früher schlapp gemacht.
Was hat er schon alles erlebt. Er durfte die Katzen zum Tierarzt bringen, hat ihr Schreien und Plärren ertragen, stand in sengender Hitze stundenlang am See und dampfte vor sich hin und ja, so manchen Reifen hat er auch schon verschleißt. Er kann über ein langes Leben nachdenken. Er freut sich wenn ich ihm Gedichte beim fahren vorlese und hustet bestätigend dazu.
Er fühlt sich geliebt und gehätschelt und leistet was er noch leisten kann.
Okay, im Winter, da ist er mir kurzfristig böse und motzt.
armer Hugo kälte und eiskrank
Da streikt er, wenn ich ihn nach Monaten versuche anzuwerfen, er ächzt und zittert, versagt. Batterie futsch!
Kein Wunder, das würde ich auch wenn ich monatelang unter einem Berg von Schnee und Eis läge.
Einmal aufladen hilft ja für ein Weilchen, aber nur, wenn ich ordentlich GAS gebe und nicht gleich wieder nach einigen Kurzfahrten abschalte.
Ich denke, da würde wahrscheinlich ein Mensch auch streiken, wenn ich ihn länger nicht beachte.
Aber er versteht, dass ich Angst habe sobald Schneeglätte und Eis liegt..
Er war schließlich selbst dabei, als ich mich mit ihm vor Jahren mitten auf der Autobahn in einer Schneespurrille einmal rund um die eigene Achse drehte, voller Empörung und Angst platzte ihm sein rechtes Vorderbein, als er dem entgegenkommenden Laster ins glühende Auge blickte.
Ne, ne, ne mit einem Laster, der tückischer weise von Hinten kam, wollte er doch nicht kollidieren. Der war ja so viel größer und stärker als er. Er zitterte und schloß die Augen.
                 Der letzte Rundumschliff  in einer Werkstatt meines Vertrauens sagte 2011 schon nicht gerade netterweise zu ihm: „Also du, schaffst die nächsten 2 Jahre nicht mehr“, woraufhin er empört beschloss diesem Menschen das Gegenteil zu beweisen.
Ein neues Unterbodenblech, ein wenig Schweissarbeiten, ein wenig Öl da wo es fehlte, neue Stoßdämpfer und er fuhr wieder bis ich ihn im Winter erneut zum stehen zwang.
Nun bibberte er ein wenig und hatte Angst wie seine Besitzerin.
Die runden, hellen  Augen, zumindest das linke trübte sich traurig ein, ein wenig Wasser floss ihm aus der Lampe die die Straßen erhellen sollte.“ Machst du  das weg?“ flüsterte er leise…
Neben ihm stand drohend sein eventueller Nachfolger. Der sollte es sein?
der Vorgänger von Hugo war ein Mädchen, das mir weitaus besser gefallen hatte, doch leider hat sie früher schlapp gemacht.
ein brombeerfarbenes Mädchen mit Schiebedach
Hübsch war der aber auch, dazu noch in einer ganz anderen Farbe, blass grau und ordentlich gewienert und gepflegt. ABER  190 Tausend Kilometer auf dem Tacho, da nutzen auch die 11 Lebensjahre nicht die der nur auf dem Buckel hat. Wer weiß, was da noch unter dem Blech an Macken sitzt.
Mein Hugo beschloss es noch einmal zu versuchen.
20 Jahre sind doch ein Pappenstiel, bei all der Liebe und Aufmerksamkeit  die er bisher bekommen hat. Im Winter mit einem Deckchen über die Haube bestückt , im Sommer stand er auf einem Draht damit der Marder  kein Eindringen hat und gewienert ward er ab und zu auch. Zwar funktionierte das Radio nicht immer, denn es schaltete sich ab und zu selbstständig ein, woraufhin es die Besitzerin ausbaute, aber sonst ging es ihm okay, wofür er sich herzlich bedankte indem er tadellos fuhr.
Treue will belohnt werden.
Er blähte sich richtig auf und forderte: „Neue Reifen, Motorwäsche, Bremskraftregler bitte lockern und das Wasser muss aus meinen Augen“!
Brav und dankbar für all seine geleisteten Jahre, für all die Treue und das regelmäßige Anspringen, schmiss seine Besitzerin ein Abschied nehmendes Auge auf den Schönling nebenan  und tätschelte ihn liebevoll
„Dich werd ich schon noch durchbringen“!
Eines aber ist klar, Hugo  hat meine FREIZEIT ganz schön in den letzten Wochen überstrapaziert.
Normalerweise fange ich besseres mit ihr an.


© Angelface

5 Kommentare:

  1. Ich finde das toll, ein Auto, dass so lange ( nach derzeitigen Ansichten )
    durchhält !
    Früher hat man das öfters gehabt, aber heutzutage muss man ja alle 3,4 Jahre die Karosse wechseln, weil man ja sonst nicht "in" ist und außerdem kann man ja finanzieren !;-)
    Ich bin auch der Meinung, man sollte sein Auto fahren, so lange es eben fährt, man kann ja immer wieder nachrüsten und wenn es dann schlapp macht, dann wenigstens in Ehren und wohlverdient.
    Leider hat meine GÖGA da bisher etwas andere Ansichten, aber nun, da wir im Rentenalter sind und unser neuer Kleinwagen erst 2 Jahre alt ist, bin ich felsenfest entschlossen, Selbigen zu fahren bis nix mehr geht !
    Da kann der Liebste machen was er will, diesmal hat Frau das Sagen ;-)
    Ein ganz süßer und liebevoller Bericht über ein Auto namens Hugo :-))
    ♥lichst Jutta

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  2. liebe Jutta, daran sieht man eben was TREUE ist:)), - mein Hugo und ich - beschlossen zusammen in die Rente zu ziehen, warum hätte ich ihn abwerfen und verlassen sollen, solange er noch so treu fuhr.
    Jedes 2.Jahr ein Neues!!! hm...ich hörte davon, dass das bei vielen so "üblich"ist, halten wohl nix von Treue, Anstand und Ehrerbietigkeit das ( auch) zu ehren was man schätzt.
    Wenn der alte Haudegen mal nicht mehr will, dann darf er sein Altenteil gegen einen Ruheplatz irgendwo im Grünen auf einem netten Schrotti eintauschen und kriegt noch ein Schleifchen mit, ja so bin ich zu allen die mir was bedeuten!
    herzlichen Dank für dein Schmunzeln beim lesen, glaub mir, ich habs gesehen!!!lacht.

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  3. lach...Tööf Tööf zum Tüv, wer einen schönen Namen hat und so viele Jahre treu geblieben ist, wenn auch mit kleine Macken, der hat auch nicht verdient auf dem Schrottplatz gebracht zu werden. So gepflegt, sieht er ja noch gut aus und tut seine Dienste für Dich. So alt sind unsere Autos nie geworden.
    Du hast ihm eine schöne Geschichte gewidmet, er wird sich freuen und erkenntlich zeigen.
    L.G. Kärchen

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  4. Dem Gegenstand einen Namen geben ... so wird er zum Teil von einem selbst, gehört dazu wie ein gutes Paar Schuhe, dass man so lange trägt, bis die Sohle durch ist. Dann macht man sich auf dem Weg zum Schuster und lässt neu besohlen und siehe da, der Wohlfühlschuh schaut wieder aus wie neu.
    Irgendwann geht auch das nicht mehr und der Abschied tut weh, denn dieses Paar Schuhe hat nie gedrückt, man hat sich keine Blasen gelaufen. Man ist traurig, er muss in die Tonne, das Herz wird schwer.
    Sollte Hugo den TÜV schaffen, kann durchgeatmet werden. Ich mochte meine Autos immer sehr gerne und das letzte hat ja auch seine 16 Jahre auf dem Buckel. Viele Menschen brauchen für ihr Ego ständig neue Autos, idendifizieren sich über solche Blechkarossen. Groß, schnell, neu ... ist ja mit fast allem so. Eine Wegwerfgesellschaft sind wir geworden und was mit dem Schrott geschieht?
    Ich bin für das Wahren von Werten und kann deine Geschichte gut nachvollziehen.
    Lieben Gruss von sissi

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  5. "wer das Kleine nicht ehrt, ist das Große nicht wert" ist mein Motto. Sollen die anderen ruhig ihre Luxuskarossen fahren, ich bleibe ihm treu.(wie allem an dem ich hänge)
    Schaun wir mal was das fremde TÜV-Gesicht dazu sagt:)) wenn er nächstes Mal stolz und sauber bis auf ein par kleine Lach(ck)spuren vorfährt.
    Dein Beispiel mit den Schuhen gefällt mir.
    danke für deine Gedanken liebe sissi....

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herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit die den Themen in meinen Beiträgen gelten, denn mich interessiert auch die Meinung der anderen zum Thema das ich auswähle. Ansonsten gelten die bei google üblichen Datenschutzvorschriften die seit Mai 2018 Pflicht sind,
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