Samstag, 30. April 2016

Wirtschaftsunternehmen arbeiten nur nach Profit.



ein Gegenstandsbericht...* über den keiner spricht.
Der Moloch
(aus einer ganz anderen Sicht)
Die Nacht ist ruhig, still sollte man meinen, doch das irrt.
Der Blick aus dem Fenster zeigt eine hell erleuchtete Stadt, eine, die ihre ganz eigenen Rituale und Regeln  hat.
Große, auch nachts hell erleuchtete Gebäude ragen wie kleine Wolkenkratzer in die Luft. Im Inneren wimmelt  es  emsig und geschäftig schon seit dem frühesten Morgen, bis tief in die Nacht, nichts steht still.
Es gibt weder Stille, noch Ruhe, nur Leben oder Tod. Und dazu viel, viel Ohnmacht - pausenlose Geschäftigkeit  und  viel, viel Ungewissheit.
        Ob Maschinen piepsen, über Zimmertüren Nummern aufleuchten, blinkend in die Nacht störende Signale von sich geben, gedämpftes Husten und verzweifeltes Schreien oder Weinen  aus den Zimmern dringt  -  oder die beruhigende Stimme der Schwestern  schmerzgeplagte Patienten beruhigt, ist eigentlich völlig egal,
.... der Moloch Universitätsklinik eines privat - wirtschaftlichen Konzerns  hat dich zum Tagesdienst oder Nachtbeginn verschluckt und  verschlungen und spuckt dich erst wieder zum Ende des Tages erschöpft, ausgelaugt und verbraucht aus.
        Eine Hülle Mensch,  verbraucht und todmüde wankt auf die Straße, zurück  ins eigentliche Leben. Hinter ihr zurück bleiben zufriedene, versorgte, verängstigte  oder verunsicherte  Gestalten in den Betten, die  nicht wissen was in den nächsten Stunden mit ihnen geschieht.
           Sie haben sich vertrauensvoll und meist hilflos in völliger Unkenntnis ebenfalls  in die Maschinerie  der Macht  begeben die sie mitverschlingt, und zu namenlosen Nummern macht.
            Die Eigenverantwortung hat man  - in der Sorge um sich - und in Unkenntnis dessen was man hat" - und was einen hier erwartet, - am Schalter  der Anmeldung mit abgegeben.
Ein Bändchen am Handgelenk ist die einzig erkennbare Identifikation. Man begibt sich in fremde Hände. Vertrauensvoll, unsicher, ob es gut geht. Das ist die andere Seite der Medaillie, die die Politik auch kennen sollte, die die Gesetze und Regeln für die Menschen macht, die Privatisierung solcher Mächte zulässt, die für Kürzungen und Streichungen ebenso verantwortlich ist wie an dem gesamten Rattenschwanz der mit daran hängt.
        Jetzt bist du nur noch "ETWAS" eine Nummer auf einem Bändchen am Handgelenk.  Für viele Helfer erst einmal ein namenloses Gesicht in einem weissen Bett..
Da liegt die Galle, da die Niere, dort die Wirbelsäule oder die Hautverpflanzung, da das Kolon und das Herz, alle liegen irgendwann nach endlosen Verhandlungen, Vorbereitungen, Informationsgesprächen die mehr oder weniger unverständlich für den Laien sind , nach stundenlangen Konferenzen und  Besprechungen nach Anordnung der dicht gedrängten  Operationspläne  auf dem Tisch unter dicht verhüllten Tüchern während die Maschinen und Menschen  die Arbeit übernehmen .
Ein Stück Fleisch das kaputt ist, aber Geld bringt.
Nach Befunden,  Alter, Gewicht, Krankheitsbild und vorläufigem Verlauf  werden  Sauerstoff, Überwachungsgeräte, Funktionsapparate, das Narkoseteam und hilfreiche Hände eingesetzt um die Ursache  der jeweiligen Beschwerden zu finden um  zu reparieren was reparierbar ist.
       Über allem die sonore  dröhnende Stimme des Chefarztes, Professors   oder Oberarztes  der die Anordnungen gibt.
Nun  übernimmt nicht  nur  der Mensch die Regie, die Apparate sind oft die Retter über Leben und Tod. Erst wenn das bleiche Fleisch nach Stunden wieder  zum Leben erwacht,  wird  es vom Fall wieder zur Person und als solche auch von Operateur  wahrgenommen.
Zusammengeflickt, repariert, Mensch wieder gesund - wenn er Glück hat.
In einem  Universitätsklinikbetrieb  der  als  rein wirtschaftlich orientierte Aktiengesellschaft  auf reinen  Profit ausgerichtet ist, ist  der Mensch  als Täter und Opfer des Systems  darin  nur ein winziges Rädchen im Getriebe und funktioniert er nicht ohne Tadel, wird er  ausgelutscht,  als  unbrauchbare Hülle aussortiert  und wieder ausgespuckt. Kollateralschäden  inbegriffen. Auf beiden Seiten.
Man lernt indem man liegt, sich nicht bewegt sondern nur beobachtet, zuhört und horcht,  sich der Maschinerie eines solchen Molochs in die Hände gibt, niemals alle Seiten des Gesundheitssystems kennen, auch nicht, -  sich dessen Möglichkeiten wirklich zu bedienen, doch die eigenen Grenzen  dessen was man selbst beeinflussen kann, sind deutlich erkennbar.
    Vom Hausmeister bis  zur Putzfrau, dem Techniker, dem Auszubildenden und dem Ausbildenden,  vom Laborpersonal, dem  Stationsarzt zur Stationsleitung, von der Nachtwache zum Röntgenpersonal,  den vielen Schwestern einschließlich  der  kleinsten Schwester in der Teeküche  oder  der Sekretärin die die diktierten Arztbriefe in die Maschine tippt, alle geben das Äußerste
        D
er  Personalaufwand ist gigantisch  und  dennoch permanent unterbesetzt und unterbezahlt. Der alles verschlingende Moloch steht nicht still,er frisst und verschlingt unbarmherzig, der Wirtschaftsbetrieb geht weiter.
Nicht der Mensch ist schuld wenn Fehler begangen werden,  die Menschlichkeit auf der Strecke bleibt, die Zeit und der Personalmangel  die eine ordentliche und zufriedenstellende Arbeit für beiden Seiten unmöglich macht, das System sorgt dafür,  dass der Mensch   mit einem Lächeln auf dem Gesicht  daran  kaputt geht
'Es waren nur 4 Tage auf der anderen Seite, aber mir hat sich eine ganz andere Welt eröffnet, eine, die ich so noch nie sah.
Weil ich selbst über 40 Jahre darin arbeitete.

Meine uneingeschränkte klare Hochachtung gilt den  Ärzten und  Schwestern, jedem Hilfsarbeiter und Techniker, all  den kleinen zuverlässigen verantwortungsbewussten Helfern und Hilfen, den Sozialarbeitern und Pädagogen,  ohne  die  das Leben in einem solchen  Moloch undenkbar wäre.
Doch schön, nützlich und zufriedenstellend  für beide Seiten, Patient  und Helfer sind solche Moloche der Macht nicht.
Oft genug kommst du nach Hause und weisst weder was dir fehlt, was du hast, noch was sie mit dir gemacht haben, aber sie haben einen Blick in dein Innerstes  getan, dich aufgewühlt und verändert, doch es bewegte die leblose Maschinerie nicht um einen Zentimeter Menschlichkeit.
                          erlebt  - erbebt und niedergeschrieben....      © Angelface
 die Leidtragenden sind nicht nur die Patienten, auch die, die darin oft jahrelang  arbeiten, -
nicht das System;  dafür sind andere verantwortlich die es im Sinne der "Wirtschaftlichkeit" unterzeichnen.

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Hier ein Ausschnitt aus
http://www.fr-online.de/rhoen-klinikum-marburg/uniklinik-giessen-marburg-geschichte-der-abschreckung,2641638,33509408.html
 Darunter leiden alle: An erster Stelle die Kranken, aber auch die Mitarbeiter und Studenten. Sie fühlen sich von der Politik alleine gelassen. Benennen sie öffentlich die Probleme, wirft man ihnen vor, sie würden ihre Klinik schlechtreden. Vor drei Wochen hat sich mit der hochschulpolitische Referentin des Asta Marburg trotzdem wieder mal jemand getraut: „Die Gewinnorientierung eines privatwirtschaftlichen Konzerns führt zu einer unverantwortlich hohen Arbeitszeitverdichtung bei den beschäftigten Ärzten.“ Mit diesem Satz brachte Maria Hagen auf den Punkt, warum Hochschulmedizin und ein Privatkonzern nicht zusammenpassen können. Die Belegschaft muss Masse statt Klasse bringen,
O.Ton - Ende
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