Montag, 1. Juni 2015

helle und dunkle Tage



Es ist doch immer wieder erstaunlich was sich so – von ganz von selbst ergibt.
Normalerweise gehöre ich auch nicht unbedingt zu denen, die ständig in der Vergangenheit herum bohren, sich damit beschäftigen zurückzudenken, oder zu schauen was gestern war, denn das Heute ist wichtiger, realer und verbraucht auch schon ganz schön viel Zeit.
Aber, wie es eben ist, manchmal ergibt sich ein Gedanke – ganz von selbst – an jemanden oder etwas und Plubs, schon bist du nicht mehr im Heute, sondern erinnerst dich.
Eigentlich wollte ich nur aus meinem Nachtkastl eine ganz bestimmte Birne herausholen, das Lämpchen  im Bad, das von Muttern stammt, fasst nämlich nicht jede Birne und ich hatte mir vorsorglich bei der Übernahme der Lampe Ersatzbirnen besorgt und – um sie  wiederzufinden, gleich ins Nachtkastl gelegt.
      Morgens um 5°°,...  4 Schubladen, alle hölzern und tief, darin verborgen ein Sammelsurium das ich – irgendwann, mit einem bestimmten Grund oder nach einem Gedanken – hineingelegt hatte.
Vergessen hatte ich  völlig – was darin war.
In einem Umschlag alte Bilder….KARTEN mit Grüßen, liebe Gesichter und noch liebevollere Worte, eine Stunde verbrachte ich damit vor Rührung darüber zu weinen. Nässe tropft auf meine Seiten -
Mein spinnerter Kater weint unten an der Treppe auch, entweder er langweilt sich oder ihm fehlt etwas - Aufmerksamkeit?
Ein ganz dicker Hefter mit Texten, mein Gott, wie lang war das her – das habe ich aufgehoben? WARUM frage ich mich…das Nachdenken darüber und warum  - verbraucht auch Zeit. Da fiel mir ein, es waren Texte aus der alten Angelface at, die es schon sooo lange nicht mehr gibt. Ich hänge daran, klar, schließlich war  es ein langer Lebensabschnitt der mir viel bedeutete. In dem so viel passiert ist. Kein Wunder, dass ich ihn aufgehoben hatte.
Ein gebundener Ordner, BRIEFE von früher – an sie, meine Mama, die ich nie abgeschickt hatte – den Groll darin konnte man bis in mein Kissen spüren.
Ein Glück, dass sie sie nie gelesen hat.
Briefe an den kleinen Bruder – heute ist er seit 2 Jahren tot. Seine habe ich auch alle aufgehoben.
Gut, dass ich sie wieder fand. Wären es Briefe an einen Geliebten, sie könnten nicht liebevoller und zärtlicher sein.
Alte Bilder in einem Plastikumschlag, durchsichtig,  eine fast Schwiegermutter, auch tot schon seit Jahren, ich sehe sie an und weine. Schön war die Zeit und die Gespräche mit ihr. Ich merke, ich vermisse sie.
Verblichene, blasse Bilder von Julchen, meinem geliebten Kätzchen, wie hätte ich sie je wegschmeißen und entsorgen können? Niemals…Paulchen, der schwarzweiße, wie sehr hing ich doch an ihm. Auch ihn finde ich hier wieder.
Klärchen hatte mir vor Jahren ein buntes Büchlein, noch leer, für all meine Passwörter geschenkt, weil ich Dussel sie immer verlegt hatte, auch das fand ich darin,  denke an sie und danke ihr, dass sie damals so an mich dachte. Die Passwörter, ja, sie sind drin.
Ein Portrait  zweier Personen, was tun die da drin, einer ist tot, den gibt es nicht mehr, sollte ich sie endlich einmal entsorgen?
Außer mir, hat ja keiner eine Erinnerung daran.
Dann noch 3 wunderschöne Gedichtbände, mit meinem Lieblingsdichter darin. Die Widmung spricht Bände und für sich.
Ich bring es nicht fertig, irgend etwas davon zu entsorgen, soll es doch liegen bleiben, es schadet weder mir, noch dir, wenn du sie einmal finden solltest. Vertiefe mich in all meine Briefe, in die Gedichte, in die Texte und
weine…..weil es so schön oder schlimm war?
Nicht mehr daran denken.
Guten Morgen – Montag, auch einen Tag wie dich, muss es anscheinend von Zeit zu Zeit geben.
Es regnet, aber der Tag wird hell und ich habe viel zu tun..
© Angelface

10 Kommentare:

  1. Oh, ja, alte Bilder und Texte können uns aufwühlen. - Als ich kürzlich meine Cousine besuchte, holte sie alte Fotos hervor. Sie zeigten u. a. meine Groß- und Urgroßeltern bei der Hochzeit. Einige Menschen auf diesen alten Bildern kannte ich gar nicht - aber sie, da sie einige Jährchen älter ist. Sie sagte genau wie du: Nein, entsorgen werde ich sie nicht. Für mich sind sie wertvoll. Das werden meine Kinder wohl eines Tages tun, denn sie haben ja keinen Bezug dazu. - Einen schönen, vielleicht ein wenig erinnungsschweren, Montag! Martina

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    1. ach das kenne ich auch von Besuchen bei anderen, da wird hervorgekramt was das Zeugs hält, das machen ja meist die Mütter:)) - dabei interessiert es keinen anderen, ganz im Gegenteil, langweilt manchmal sogar auch, ich denke dieses Zurückerinnern gehört nur zu einem selber, braucht weder Publikum noch Zuhörer.
      Bei mir geschieht es meist nur durch Zufall aber dann...okay, muss eben auch mal sein und vergeht wieder. Man verbringt ja mit anderem Unnützem auch zeit...

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  2. Angelface,
    ein besinnlicher - nachdenkenserter Post.
    Es ist schon komisch, dass man sich immer wieder in der Vergangenheit
    verfängt. Ich bin jetzt in einem Alter, in dem ich mich von vielenDingen trennen sollte. Sollte!! Aber immer wieder zögere ich es hinaus.
    Danke für diesen Post!
    Einen schönen Abend wünscht dir
    Irmi

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    1. freut mich liebe Irmi wenn dich mein Zurückerinnern erinnert hat....
      manches wird eben nicht vergessen was aber auch gut ist, oder zumindest nicht falsch, nur drinbleiben sollte man darin nicht...aber ich denke das weiss ja jeder selber wie er damit umgeht....zumindest ist es ein Zeichen für eine gewissen verantwortlich+Ernsthaftigkeit.

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  3. es ist doch schön wenn man in Schubladen etwas findet was man schon fast vergessen hatte. Doch dann ist alles wieder gegenwärtig und ein Film mit schönen und traurigen Erinnerungen läuft ab.
    Nein , lasse sie liegen, warum entsorgen, was zur Vergangenheit gehört. Ich kann mich auch schwer trennen und habe eine große alte Dose, oder wie sollte ich das nennen, da sind Dinge drin, von denen konnte ich mich nicht trennen. immer mal in Abständen krame ich darin und erinnere mich gern.
    Das Büchlein von mir, solltest Du aber weiter benutzen, es gibt immer mehr Passwörter und im Alter wird man vergesslicher...zwinker
    ich sollte auch mal wieder kramen...lach, habe schon einiges vergessen.

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    1. es gibt eben sone und sone Tage, wir kennen sie alle und es ist gut wenn sie es gibt....
      wir wissen ja genau
      morgen sind sie wieder vorbei....

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  4. Kommentar gab es dieses Mal per Mail ...
    Lasse an dieser Stelle mal Grüße da aus der Nachtschicht.... ist ja fast schon Morgen, die Vögel singen schon.
    Ich hoffe, meine Liebe, du hast den Tag mit ein paar guten Gedanken verbracht, bei aller Traurigkeit dem Seelenschmerz nicht zu viel Raum gegeben.
    In Gedanken an schöne und traurige Zeiten... alles hat seine Zeit....
    liebste Grüße

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    1. per mail liebe sissi...?!..hm....wo hast du sie hingeschickt, dein Kommentar, nun steht er hier:))lacht; -
      neeinnn..keine Sorge, es sind ja immer nur flüchtige Stunden die uns zurückblicken lassen, meist - bleibt ja wenig zeit dazu, aber wenn sie es gibt haben sie auch ihre Berechtigung denk ich mal und man lasse sie zu....
      sie tun ja auch nur bedingt weh"...wenn überhaupt...die Glücklichen Momente überwiegen!!!!!

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  5. Liebe Angel,
    was wären wir ohne unsere Erinnerungen - zeigen sie uns in der Nachbetrachtung doch oft den langen Weg (und auch die Umwege) - die wir gegangen sind. Erlebtes und Erfahrungen, die uns geprägt haben, die uns zu dem gemacht haben, was wir heute sind. Egal ob erheiternd oder zu Tränen gerührt - Kostbarkeiten des Lebens, die man ab und zu vorsichtig aus der Versenkung holen darf, um sie liebevoll zu betrachten. Getrost können wir sie dann wieder zurücklegen, weiter aufbewahren und weiter leben. Das Wissen, daß sie da sind - meine Erinnerungsstücke - gibt mir ein Gefühl von Wahrhaftigkeit. Daß ich dieses Leben wirklich gelebt habe ...
    Deine kleine Erzählung über diesen besonderen Moment der Erinnerungen in Deinem Leben hat mich sehr angerührt.
    Herzlichst
    Antje

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    1. Liebe Antje, ich höre ja oftmals in Abständen: dieses nur im heute leben", sollte man, tun wir ja auch, was sonst. Aber ohne unsere kleinen Erinnerungen wären wir nicht da wo wir heute sind, auch deshalb sind sie oft so kostbar und auch wichtig.
      Ich möchte weder die guten noch die schlechten missen.
      Sie sind, wie wir sind....ein Teil unserer erlebten Erfahrungen die uns vielleicht vor denselben Fehlern bewahren.
      Schön, dass dich meine gedanken erreicht haben.
      herzlichen Gruß angel

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Vielen Dank für Euer bisheriges, sehr reges Lesen bei mir, für eure Besuche und das Interesse an meinen Beiträgen.
Lieben Gruß, bleibt gesund und Adieu, > bis zum nächsten lesen.. @ Angelface