selbst Oma und Opas taten dies schon. Meine Großeltern mütterlicherseits kommen aus dem Lehrberuf, da ist es fast selbstverständlich das man Wichtiges niederschreibt, so existieren heute noch teilweise Tagebücher von ihnen.
Ich selbst habe von ihnen nur noch ein winziges Bild von beiden, allerdings mit einer hellen Locke meiner Großmutter darin. Gerade habe ich das Bild mit Rahmen für meine Mutter repariert, sicher ist es über 100 Jahre alt. Wüßten sie, dass ich beides als ihre einzige Enkelin bis heute aufbewahre, würden sie sich sicher freuen.
Für mich ist es ein Zeitdokument und sind deshalb nicht nur private Notizen. Vielleicht dachten sie damals schon an ihre Enkel und schrieben aus diesem Grund eine Inschrift darauf? wer weiß.
So können Tagebücher aussehen wie eine Kladde, eine erste Niederschrift ins Unreine, manchmal auch wie ein Schulheft, wie ein simples Notizbuch oder wie seit Längerem bei mir wie ein überdimensionaler Wochenkalender den ich am Anfang des Jahres angelegt hatte, am Ende wieder ablege und aufbewahre.
Es steht alles Wichtige darin: Termine, ganz besondere Begebenheiten, zukünftige Pläne, Einkäufe, Geburtstage und auch Todestage, private Notizen, kleine Geschichten, ein Gedicht ab und zu und dann - auch der eine oder andere Gedanke. Ich nenne ihn mittlerweile meinen
Tagebuchkalender und fahre gut damit weil ich kaum etwas vergesse, ich brauche ja nur nachzuschauen und weiß alles wieder als wärs gestern erst geschehen..
Freue mich, dass nun KLärchen zu diesem Thema auch etwas schreibt und bin gespannt wie sie es tut und was sie dazu meint.
.... seit Jahren schreibe ich diese Wochen und Monatskalender schon und keiner außer mir schaut hinein. Ich schrieb sie ganz gerne. Und dann überlege ich was ich - wann - und zu welchem Anlass ich sie geschrieben habe und erkenne manches wieder, anderes erscheint mir unglaublich zu sein, erkenne manch Texte nicht wieder weil sie Jahre her sind. Wundere mich welch Gedanken mich bewegt und beschäftigt haben. Es sind gelebte Jahresabschnitte. Vergessen - vergangen - vorbei und doch gewesen..
Manchmal - nach Jahren - holen wir sie vielleicht wieder heraus und lesen sie, erfährt erstaunliches was wir längst vergessen haben.
Vielleicht lesen wir sie aber auch niemals wieder und die Enkel finden sie, wundern sich, wer wir waren, was wir alles erlebt haben.
Biographien in Tagebuchform erzählen nur Lebenssituationen die uns
streiften.
Gelebt haben wir alle viel in den Jahren, die wir bewusst
erlebten.
Dinge die passiert sind in unserem Leben.
Belastende, freudige, erwartungsvolle, unglückselige
Situationen und damit Stationen die hinter uns liegen, die Vergangenheit sind. Im Fall meiner Großeltern sind es Kriege. Würde ich das nicht lesen können, wüßte ich nie was sie erlebt haben, es würde ein Stück Familiengeschichte fehlen.
Darf man darüber sprechen
Sollte man auf Ewigkeit darüber schweigen
Sollte man sie vergessen
So tun, als wären sie niemals geschehen?
Ich glaube nicht. Denn wir sind – durch die Vergangenheit,
durch das bisher erlebte –derjenige der wir sind.
Der Mensch als Individuum oft stark, oft schwach, auch beständig, bestimmt, zuverlässig, doch auch ebenso oft unsicher im Werden; wankelmütig und unsicher
oder aber bestimmt
und sicher indem er macht was er glaubt dass das was er tut, richtig für ihn
ist.
Ich glaube an den Zufall der Zufälle, dass alles so kommt
wie es eben kommt, vielleicht sogar Schicksale sind. Wir sind gepolt, anerzogen,
in eine bestimmte Richtung gelenkt und erst wenn wir alt genug sind um selbst zu
entscheiden was richtig und gut für uns ist, lässt uns das ein freier Mensch mit eigenen Entscheidungen
werden. Egal ob das nun die Falschen oder Richtigen sind.
Ob wir nun einen Weg wählen den wir gehen möchten, eine
Religion leben, einen Partner oder nicht wählen, ein Kind oder mehrere haben oder uns nicht für sie entscheiden, welchen Beruf wir ergreifen oder
ob wir in ein anderes Land auswandern, es bleibt uns überlassen wenn, wann – und weil wir reif dafür sind.
Vieles geschieht weil wir
unreif sind, noch unausgegoren, auf dem Weg
in eine bestimmte Richtung von der wir nicht wissen wohin sie uns führt, sind.
So
gehen wir manchmal Risiken ein, verirren
uns oder haben das Glück sofort auf der richtigen Seite der Brücke zu sein die uns
auch im Leben in die richtige Richtung führt.
Ich glaube nicht ans vergessen von Vergangenem, dass das
besser für uns wäre sondern an die Bearbeitung von unliebsamen Themen indem
man sie wieder in s Gedächtnis ruft und sie ( gedanklich ) korrigiert anstatt sie stundenlang wiederzukäuen was verhindern
würde dass man sie abschließen kann.
Der Mensch ist ein Tier wenn es um die Instinkte des
Überlebens geht, unsere Selbstheilungskräfte sich einmischen in das was wir
planen. Wir regenerieren indem wir ausschlafen, wir erholen uns indem wir
pausieren in dem was wir tun, wir sind vernünftig indem wir manchmal unvernünftig für andere erscheinen es aber offensichtlich
für andere nicht sind.
Lassen wir uns nicht miteinander streiten, uns bekriegen und
lange darüber diskutieren.
Wir sind – jeder einzelne von uns – denkende, planende, verantwortungsvolle Menschen, alle verschieden und
sind was wir sind.
© Angelface